Nichts geht mehr


Wer unter einem trägen Darm leidet, kann viel selbst für sein Wohlbefinden tun. Tipps von der Ernährung bis zur Selbstmedikation
 
Ballaststoffreich ernähren
Weizenkleie, Vollkornprodukte und Leinsamen vergrößern das Stuhlvolumen und fördern die Entleerung des Darms. Ideal sind 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag. Sie stimulieren Dehnungsrezeptoren in den Nervenzellen der Darmschleimhaut, die daraufhin eine Kontraktion bewirken. Außerdem ver­­bessern sie die Gleitfähigkeit des Stuhls. Bei Patienten mit chronischer Verstopfung ist das Darm­­nervensystem oft nachhaltig gestört, sodass es auf Füllreize nicht mehr reagiert. Empfindliche Menschen sollten die Ballast­stoffmenge langsam erhöhen, um Blähungen zu vermeiden.
Viel bewegen
Große wissenschaftliche Studien wie etwa die Nurses Health Study aus den USA belegen einen Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und Verstopfung. Besonders bei älteren Menschen scheint das häufig der Fall zu sein. Daher die Empfehlung: Bewegen Sie sich regelmäßig, um nicht nur Herz und Kreislauf, sondern auch den Darm in Schwung zu bringen.
Medikamente umstellen
Verstopfung tritt auch als Nebenwirkung von häufig verordneten Arzneien auf, etwa bestimmten Blutdrucksenkern oder opiat­haltigen Schmerz­mitteln. Gastroentero­logen raten, in diesen Fällen nach Rücksprache mit dem Arzt ein Präparat aus einer anderer Wirkstoffklasse zu wählen – statt eines Kalziumanta­gonisten zum Beispiel auf einen ACE-Hemmer umzustellen – oder die Dosis neu abzustimmen. Auch eine Schilddrüsen­unterfunktion kommt als Ursache von Verstopfung infrage.
Den Bauch massieren
Wer unter schmerzhafter Verstopfung leidet, empfindet eine Colon-Massage (Colon = Dickdarm) oft als wohltuend. Nach Rücksprache mit dem Arzt massiert ein Physiotherapeut den Bauchraum mit besonderen Grifftechniken. Dies soll den Dickdarm anregen. Untersuchungen legen allerdings nahe, dass die Colon-Massage eher das subjektive Empfinden des Patienten verbessert als den Transport des Stuhls durch den Darm.
Regelmäßig zur Toilette
Auch wenn man keinen Stuhldrang hat, sollte man eine Viertelstunde nach dem Frühstück auf die Toilette gehen. Diese Regelmäßigkeit kann manchmal den Darm zur Entleerung erziehen. Dabei nicht aktiv pressen, sondern sich entspannen und ablenken. Leichter geht es in Hockhaltung. Dazu die Füße auf einen Schemel stellen.
Abführmittel anwenden
In der Apotheke können sich Pa­tienten, die unter chronischer Verstopfung leiden, über eine geeignete medikamentöse Therapie mit rezeptfreien Abführmitteln beraten lassen.Diese enthalten Substanzen wie Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat und sind je nach Wirkstoff als Dragees, Tropfen oder lösliches Pulver verfügbar. Die Mittel haben meist einen indirekten Effekt. Sie vermehren das Stuhlvolumen und regen damit den Darm an. Richtig dosiert sind die Mittel, wenn der Patient ­dreimal pro Woche bis täglich geformten Stuhl hat, den er ohne Pressen absetzen kann. Durchfälle sind ein Hinweis auf Überdosierung.
Genug trinken
Der Stuhl besteht zum größten Teil aus Wasser. Deshalb sollte man die Aufnahme von Flüssigkeit nicht vernachlässigen. Sie macht den Stuhl geschmeidiger und erleichtert die Passage durch den Darm. Die empfohlene Trinkmenge liegt laut der aktuellen Leitlinie zur Behandlung der chronischen Obstipation ­bei 1,5 bis 2 Litern pro Tag. Mehr zu trinken wirkt sich nicht zusätzlich positiv aus. Gut eignen sich neben Wasser und Tee auch Obst- und Gemüsesäfte.
Muskelkoordination trainieren
Ein nach Schwangerschaft und Geburt geschwächter Beckenboden kann
bei Frauen die Stuhlentleerung erschweren. Betroffene können von einem speziellen Beckenbodentraining mit Biofeedback­-Geräten profitieren. Dabei lernen die Frauen, den Beckenboden anzuspannen und gleichzeitig den Schließmuskel zu entspannen. Hintergrund: Viele Patientinnen spannen den Schließmuskel bei der Darm­entleerung automatisch mit dem Beckenboden an. Damit macht man quasi die Tür zu.

 
16.11.2016, Bildnachweis: Thinkstock/iStockphoto

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