Ein starkes emotionales Band


Hund und Katze tun Körper und Seele gut. Die Forschung belegt gesunde Effekte
 
"Schau, wie süß! Hier hab ich meinen Hund gefilmt, während er träumt." Tierliebhaber können hemmungslos sein, wenn sie glauben, ihre Begeisterung teilen zu müssen. Doch mal ehrlich: Wer hat sich nicht schon mal im Internet durch Katzen­videos geklickt?
Tiere und ihre Besitzer eint seit jeher weit mehr als der gegenseitige Nutzen. "Das emotionale Band zwischen dem Halter und seinem Haustier kann genauso eng sein wie in vielen mensch­lichen Beziehungen", resümiert die britische Psychologin June McNicholas. In einer Studie gibt sie einen Überblick, was die Forschung über die Wirkung von Haustieren auf die Gesundheit weiß. Das Ergebnis bestätigt, was viele Tierbesitzer fühlen: Ihr Liebling tut ihnen gut. Und das in mehrfacher Hinsicht.
Kraulen senkt den Blutdruck
Hervorragende Arbeit leisten Tiere etwa als Kuscheltherapeuten: Nach dem Krach mit dem Chef gräbt man sich in das Flauschfell der Katze oder freut sich, wenn einen der Vierbeiner so ­begeistert begrüßt, als käme man von einer Weltreise zurück. Die wohltuende Wirkung lässt sich auch messen.
Ein körperliches Zeichen, dass Nähe wohltut, ist das Hormon Oxytocin. Beim Kraulen eines Tiers wird der Botenstoff vermehrt ausgeschüttet. Blutdruck und Herzfrequenz sinken.
Doch nicht nur Herrchen entspannt sich. Der Oxytocin-Spiegel des Tiers steigt ebenfalls. Dabei wirkt Kraulen am Bauch stärker als am Rücken, wie Forscher festgestellt haben. Vergleichend gekrault wurden bislang aber nur Ratten.
Doch Tiere können mehr als kuscheln. Vor allem Hunde machen einen guten Job als Fitnesstrainer. Ob es schüttet oder der Sturm die Blätter von den Bäumen fegt: Der Vierbeiner kennt kein Erbarmen und treibt Herrchen oder Frauchen winselnd vor die Türe. Das ist auch gut für die Gesundheit. Spaziergänge bei Wind und Wetter härten ab und stärken somit das Immunsystem.
Zudem hält die Bewegung Herz und Kreislauf in Schwung. Forscher der Michigan State University (USA) haben untersucht, wie sich ein Hund auf das Verhalten in der Freizeit auswirkt. Die Wahrscheinlichkeit, die oft empfohlene Mindestzeit an Bewegung von 150 Minuten pro Woche zu erreichen, lag bei den Hundehaltern um mehr als ein Drittel höher. Und die, dass sie sich in ihrer Freizeit überhaupt bewegten, sogar um satte 70 Prozent. Auch nach einem Herzinfarkt hat man mit einem treuen Begleiter bessere Aussichten, wieder auf die Beine zu kommen.
Hunde verringern Allergierisiko
Mehr Bewegung kommt mit einem Tier aber auch ins Privatleben. Vor allem Hunde sind soziale Katalysatoren. Man könnte auch von ­­einem tierisch erhöhten Flirtfaktor sprechen. Mit einem Hund an der Seite wirken Männer etwa eher vertrauen­erweckend und fürsorglich. Doch auch wer nicht auf Partnersuche ist, kommt leichter in Kontakt. "Was für ein schöner Kerl!" – und der Einstieg ins Gespräch ist gemacht.
Gegen eine andere Gesundheits­gefahr helfen indes auch Katze und Kanarienvogel: die Einsamkeit. Vor allem ältere Menschen vermissen oft menschliche Nähe. Ein Tier kann das zumindest teilweise ausgleichen. Manche Seniorenheime arrangieren deshalb Streichel­besuche.
Gesund sind Haustiere zudem für Alt und Jung. Früher zogen Eltern ihre Kleinen oft von Tieren weg, aus Angst vor Allergien. Heute weiß man: Hunde können sogar davor schützen. Lebt ein Hund im Haushalt, sinkt das Allergierisiko. Der Grund dafür könnten Keime sein, die der Vierbeiner ins Haus schleppt. Für das kindliche Immunsystem ist das ein wichtiges Training. Denn eine unterforderte Abwehr stürzt sich öfter auf harmlose Gegner wie Pollen. Vorsichtiger sollte man bei Katzen sein, wenn das Kind allergiegefährdet ist, warnen Experten.
Kinder, die mit einem Hund oder ­einer Katze aufwachsen, sind aber auch insgesamt gesünder. Laut einer Studie aus Finnland bekamen sie seltener Ohrenentzündungen, Husten oder Schnupfen und erhielten weniger Antibiotika als Kinder, die keinen Kontakt zu Tieren hatten.
Doch bei aller Liebe: Zu innig sollte die Beziehung zum Tier nicht sein. Mit ins Bett nehmen, das Gesicht ablecken oder gar vom eigenen Teller fressen lassen: Das sollte man vermeiden. Denn natürlich können Haustiere auch Krankheiten über­tragen. Vor allem, wenn sie nicht nur mit Herrchen, sondern auch mit Artgenossen kuscheln.

 
24.08.2016, Bildnachweis: Thinkstock/Wavebreak Media

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